Interkulturelle Kompetenz in der ehrenamtlichen Zusammenarbeit mit Flüchtlingen – Teil 1

Der Arbeitskreis Asyl veranstaltet mehrmals im Jahr Fortbildungen und Vorträge für ehrenamtliche Helfer in der Flüchtlingshilfe. Die Veranstaltungen sollen dazu beitragen, dass die Helfer des AK eine Sicherheit im Umgang mit den Flüchtlingen gewinnen, sich der kulturellen Unterschiede und ihrer Bedeutung bewusst werden und aus diesem Bewusstsein heraus auch lernen sich selbst zu schützen.

Zu einem Vortrag zum Thema „Interkulturelle Kompetenz“ lud der AK kürzlich die Autorin und Sozialpädagogin Mehrnousch Zaeri-Esfahani vom Diakonischen Werk Baden-Baden/Rastatt ein. Frau Zaeri-Esfahani ist die Erfahrung von Flüchtlingen vertraut, da sie selbst vor 30 Jahren mit ihrer Familie den Iran verlassen musste, zugleich besitzt sie langjährige Erfahrung in der Flüchtlingshilfe, kennt also auch diese Seite. Die Referentin sprach in ihrem Vortrag über wichtige Themen, die sich für ehrenamtliche Helfer in der Zusammenarbeit mit Flüchtlingen stellen: Was bedeutet der Begriff Integration? Wie sieht meine eigene Haltung aus? Wo liegen meine Grenzen? Warum kommt es immer wieder zu Frustration und Enttäuschung?

Mehrnousch Zaeri-Esfahani (Fotograf: Gustavo Alàbiso)
Mehrnousch Zaeri-Esfahani (Fotograf: Gustavo Alàbiso)

Den zahlreichen Anwesenden vermittelte Frau Zaeri-Esfahani einen theoretischen Hintergrund, indem sie die Erkenntnisse der Sozialwissenschaften zum Thema Integration auf leicht verständliche Weise zusammenfasste und immer wieder Erlebnisse aus der Praxis und aus ihrer eigenen Familiengeschichte einfließen ließ.

Die Ausgangsfrage des Vortrags war: Wozu braucht es interkulturelle Kompetenz in der Zusammenarbeit mit Flüchtlingen? Frau Zaeri-Esfahani machte zu Beginn ihres Vortrags an anschaulichen Beispielen deutlich, dass es wichtig ist, sich die Besonderheiten des eigenen Kulturkreises bewusst zu machen, damit die Kommunikation mit den Flüchtlingen besser gelingen kann. Konflikte und persönliche Verletzungen entstünden vor allem dann, wenn das Verhalten der Menschen aus fremden Kulturen anders ist als Helfer es erwarten. Bestimmte in Deutschland übliche Verhaltensweisen seien hier selbstverständlich, sind den Neuankömmlingen aber völlig fremd und unbekannt.
In ihrem Vortrag griff die Referentin folgende Fragen auf:

  • Welches Zeitverständnis herrscht in Mitteleuropa im Vergleich zum Zeitverständnis in den Herkunftsländern der Flüchtlinge? Wie wirken sich die unterschiedlichen Zeitverständnisse auf die Zusammenarbeit mit Flüchtlingen aus?
  • Warum werden manche Angebote nicht von den Flüchtlingen angenommen?
  • Welche Vorstellung von Autorität haben Menschen aus kollektivistischen Strukturen und wie kann das deutsche ehrenamtliche Hilfssystem Flüchtlinge einbeziehen und Hilfe zur Selbsthilfe geben?
  • Wie gehen wir mit der „Schicksalsergebenheit“ dieser Zielgruppe um? Und wieso erscheint uns das Verhalten der Zielgruppe manchmal als zu fordernd bis rücksichtslos?

In den beiden folgenden Ausgaben des Amtsblattes werden wir über die Ausführungen von Mehrnousch Zaeri-Esfahani zu diesen Fragen berichten.

9 Jahren ago