Grenzerfahrung in Ragusa auf Sizilien

PJ

Patrick Jutz, Sprecher vom AK Asyl in Ettlingen, berichtete am Sonntagabend im Herz-Jesu Gemeindesaal von den Erfahrungen, die seine Frau Ingrid und er im vergangenen November in drei Flüchtlingsunterkünften in Ragusa auf Sizilien erlebten. In eindrücklichen Bildern ließ er die zahlreich erschienenen Interessierten an dem dreiwöchigen Aufenthalt, der von der Gemeinschaft Christlichen Lebens (GCL) ermöglich wurde, teilhaben. In Ragusa „stranden“ hauptsächlich Flüchtlinge aus Afrika. Die Flüchtlingszahlen über diese Route sind zurückgegangen, seit der Großteil versucht, über den Balkan nach Europa zu gelangen. Das tägliche Leben in Ragusa und die Betreuung in den Unterkünften ist weit weniger organisiert und durchstrukturiert als in Ettlingen. Ein Flüchtling muss dort mit 75€ Taschengeld pro Monat leben. Sie erhalten zwar die Erlaubnis, sich eine Arbeit zu suchen, aber durch die hohe Arbeitslosigkeit auf Sizilien, ist dies kein leichtes Unterfangen. So vertreiben sich viele mit Fußball oder Gesellschaftsspielen den Tag. Eine Bemerkung eines Flüchtlings beschreibt die Situation sehr gut: „Ich fühle mich so faul, weil ich nicht arbeiten kann, aber ich bin nicht faul“.

Durch Verständigungsprobleme und Unkenntnis der Lage vor Ort war es für Patrick und Ingrid nicht einfach, in der kurzen Zeit das Vertrauen der Flüchtlinge zu erlangen. Es gelang erst in der letzten Woche des Aufenthaltes, war dann aber umso herzlicher. Bis heute bestehen Kontakte per Facebook, die die beiden nicht missen möchten.

Das Anliegen der Familie Jutz mit diesem Informationsabend war es, die Zuhörer und Sie dafür zu sensibilisieren, dass die deutsche Gesellschaft zwei große Herausforderungen hat:

  • Asylsuchenden aus aller Welt zu helfen und bei uns neu anfangen zu lassen und
  • mehr präventive Projekte (Leuchtturm-Projekte) vor Ort zu starten, damit die Menschen aus diesen Ländern bessere Bedingungen bekommen, um nicht zu flüchten.

So stellte Patrick an diesem Abend fünf Projekte vor, die in Ettlingen den Ansatz der Prävention fördern. Diese stellen wir hier kurz mit Link auf die jeweiligen Webseiten vor:

  • Freundschaftsbrücke Nicaragua
    • freundschaftsbruecke-nicaragua.de
    • Der Verein der seit 1986 besteht ist eine Brücke zwischen verschiedenen Kulturen, zwischen Arm und Reich, Elend und Überfluss. Er sammelt Spenden für ein Kinderhilfswerk in Nicaragua. Unterstützt werden 3 Schulen mit Vorschulen mit insgesamt rund 600 Kindern, ein Zufluchtshaus für verlassene Kinder und ein Familienprogramm mit zurzeit 42 Familien, die in äußerster Armut leben.
  • Solidarität Ettlingen Fada N’Gourma
    • ettlingen-fada.de
    • Seit 1986 engagiert sich der Verein Solidarität Ettlingen – Fada N’Gourma für eine lebendige Zusammenarbeit mit der Partnerstadt Epernays im westafrikanischen Burkina Faso. Zahlreiche Workcamps mit Jugendlichen aus Epernay (Frankreich), Ettlingen und zweimal auch Middelkerke (Belgien) haben das Vereinsziel der gegenseitigen Anerkennung, der Toleranz und Wertschätzung der unterschiedlichen Kulturen gefördert. Schulbauten und -ausstattungen, Gesundheitsposten, die ersten Gebäude eines technischen Gymnasiums, Baumpflanzungen und die Unterstützung von Frauenkooperativen und dem Ernährungsprojekt “Misola“ sind vom Verein unterstützt worden und werden zum Teil weiter begleitet.
  • Peru Partnerschaftskreis
  • Weltladen Ettlingen
    • weltladen-ettlingen.de
    • Der Weltladen Ettlingen ist ein Glied in der Kette des Fairen Handels. Alle Weltläden des Fairen Handels verpflichten sich die Konventionen der Weltläden einzuhalten.
    • Die sieben Kriterien:
      • Sozial- und Umweltverträglichkeit
      • Transparenz
      • demokratische Organisationsform
      • Kontinuität
      • not-for-profit-Charakter
      • Information und Bildungsarbeit
      • Regeln für Ergänzungsprodukte
  • Sonnenhaus Beuron
    • sonnenhaus-beuron.de
    • Neben zahlreichen Angeboten zum achtsamen Leben, verkauft das Sonnenhaus an verschiedenen Orten, wie dem Weltladen, Brot. Die Einnahmen kommen Projekten in Indien zugute.

Wenn Sie für ähnliche „Leuchtturm-Projekte“ engagieren, lassen Sie es uns wissen, damit wir diese ebenfalls veröffentlichen.

9 Jahren ago