WLAN für Geflüchtete – Treffen mit Freifunk

Seit Beginn meiner Arbeit für den AK Asyl ist die Versorgung mit WLAN/Internetzugängen für Geflüchtete ein Thema. Zu Beginn gab es in den Unterkünften keine Internetzugänge. Übergangsweise wurde in den Gemeinschaftsunterkünften freies WLAN zur Verfügung gestellt. Seitdem ein Großteil der Geflüchteten aber in Anschlussunterbringung übergegangen sind, gelten die Versorgungsstandards für Obdachlosenwohnheime und die freien Internetzugängen wurden fast alle wieder eingestellt. Viele Geflüchtete sind mittlerweile auch nicht mehr in Unterkünften, sondern in dezentralen Wohnungen untergebracht, so dass sie auf die freien WLAN-Zugänge ohnehin nicht mehr hätten zugreifen können.

Freies WLAN Ettlingen

Aktuell sind somit teure Mobilfunkverträge für viele Geflüchtete die einzige Möglichkeit, an einen Internetzugang zu kommen. Wir haben deswegen schon vor einiger Zeit ins Auge gefasst, uns zu diesem Thema mit dem Verein „Freifunk“ in Verbindung zu setzen. Vergangene Woche haben wir es endlich geschafft, zu deren monatlichem Treffen zu gehen und erste Informationen zusammenzutragen. Interessant an diesem Ansatz ist, dass es keine Lösung speziell für Geflüchtete ist. Der Verein hat zum Ziel, Internetzugang für jeden zur Verfügung zu stellen.

Was ist Freifunk?
„Freifunk ist eine gemeinschaftliche Bewegung, die einen freien, gleichberechtigt nutzbaren Netzzugang als gesellschaftlichen Grundstein sieht. Wir verfolgen kein kommerzielles Interesse und unterstützen das Netz ehrenamtlich. Die Vision von Freifunk ist die Verbreitung freier Netzwerke, die Demokratisierung der Kommunikationsmedien und die Förderung lokaler Sozialstrukturen.“ Wie bereits erwähnt, wäre dies keine Lösung speziell für Geflüchtete, sondern alle Ettlinger Bürger könnten davon profitieren. Mehr dazu unter: https://karlsruhe.freifunk.net/was-ist-freifunk/

Wie funktioniert Freifunk?
Mit Freifunk wird eine bestehende Internetverbindung gesplittet: ein Teil der Verbindung wird weiterhin ausschließlich vom Inhaber des Anschlusses genutzt, den Rest der Verbindung stellt er den Nutzern des Freifunknetzes zur Verfügung. Dazu muss auf dem Router (das Gerät, das die Internetverbindung herstellt) die Freifunk-Software installiert werden. Die Software stellt sicher, dass beide Netze keine Verbindung zueinander haben, so dass die Sicherheit im Netz des Anschlussinhabers jederzeit gewährleistet ist. Um die Haftung für die Nutzung des geteilten Anschlusses muss man sich ebenfalls keine Sorgen machen. Die Software sorgt dafür, dass es bei der Nutzung der geteilten Verbindung keine Informationen mehr über den Anschlussinhaber gibt. Mehr zu den technische Details: https://karlsruhe.freifunk.net/was-ist-freifunk/faq/

Warum brauchen Geflüchtete Internet?
Ich sehe das genauso wie die Freifunker: der Zugang zum Internet sollte in unserer heutigen Zeit allen Menschen zur Verfügung stehen. Speziell für Geflüchtete bietet das Internet viele Möglichkeiten, ihre Sprachkenntnisse zu verbessern. Schon jetzt lernen viele Geflüchtete über Sprachkurse mit dem Telegram-Messenger. Beim Thema Hausaufgaben- und Lernbegleitung für Geflüchtete in Ausbildung stoßen wir häufig auf das Problem, dass nur die Abendstunden oder das Wochenende als Zeitfenster zur Verfügung stehen. Mit einer konstanten Verbindung könnten wir zumindest über Chat einfacher und gezielter Hilfe bei Fragen anbieten und würden uns so manche Fahrzeiten sparen (noch besser wären natürlich Audio- oder Videoschaltungen, dafür wird das Freifunknetz allerdings vermutlich nicht ausreichen). Digitale Kompetenzen gehören darüber hinaus in fast allen Berufen zu den Grundanforderungen, so dass es Möglichkeiten für Geflüchtete geben sollte, diese weiter zu trainieren. Nicht zu letzt spielt auch die soziale Komponente eine wichtige Rolle. In Zeiten, wo Menschen sich räumlich immer häufiger von Familien und Freunden trennen müssen, bietet das Internet eine wichtige Möglichkeit in Kontakt zu bleiben.

Ich versteh immer noch nur Bahnhof, finde das aber eigentlich eine gute Sache!
Falls Sie mit der Technologie des Internets nicht im Detail vertraut sind, mag sich dieses Thema sehr kompliziert anhören. In Zusammenarbeit mit den Freifunkern werden wir Menschen, die sich zum Teilen ihrer Internetverbindung bereiterklären selbstverständlich unterstützen. Die Vereinsmitglieder helfen unser sowohl bei der Analyse der Strukturen als auch zu Beginn bei der Einrichtung der Infrastruktur. Langfristig ist das Ziel, vor Ort Helfer zu haben, die als Multiplikatoren bei der Einrichtung der Geräte und Verbindungen helfen können.

Was können wir in Ettlingen tun?
Wir müssen zunächst den konkreten Bedarf ermitteln, wo es aktuell an Internetzugang fehlt. Bekannt ist, dass in der Unterbringung Bunsenstraße gar keine Internetzugänge zur Verfügung stehen und es den Geflüchteten auch nicht erlaubt ist, Breitbandanschlüsse in die Wohnungen legen zu lassen. Hier werden wir versuchen zu klären, ob es Möglichkeiten gibt, über zentrale Anschlüsse eine Versorgung herzustellen. Alternativ bestünde die Möglichkeit über benachbarte Gebäude Verbindungen zur Verfügung zu stellen. In der Pforzheimerstraße gibt es zwar ein freies WLAN, die Reichweite ist allerdings zu gering, um alle Bewohner zu erreichen. Wie es bei den Geflüchteten aussieht, die in Wohnungen außerhalb untergebracht sind, kann ich momentan noch nicht umfassend einschätzen. Hier wären Infos von seiten der Ehrenamtlichen hilfreich, wo es aktuell Bedarf gibt.

Aufruf zum Mitmachen!

Meine zeitlichen Kapazitäten erlauben es mir momentan leider nicht, diesem Thema umfassend nachzugehen. Es wäre klasse, wenn sich jemand findet, der sich diesem Thema mit unserer Unterstützung annehmen könnte. Wichtig wäre im ersten Schritt, den Bedarf noch genauer zu ermitteln und im zweiten Schritt Möglichkeiten zu finden, die geteilten Internetverbindungen zur Verfügung zu stellen. Wer darüber hinaus Infos hat, wo es aktuell Bedarfe gibt, soll sich bitte ebenfalls bei mir melden:
inga@ingaklas.de

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Inga Klas, 24.06.2018

6 Jahren ago