Luft in Reifen kriegen…

Bei sommerlich-sonnigem Wetter konnten wir – Werner, Armin, Franz, Manfred, Andreas – uns wieder vor der Werkstatt ausbreiten. Es gab genug zu tun, auch wenn der erste Kunde auf sich warten ließ. Sein Fahrrad hatte er am vergangenen Samstag spät vorbei gebracht. Die Kette war gerissen. Also hatte Armin gleich seinen Auftrag. Der Eritreaer allerdings fragte dann, als er kurz danach auftauchte, ob es nicht möglich sei, dass man ihm ein anderes Fahrrad zur Verfügung stellen könnte. Nach kurzem Hin und Her – sein Fahrrad war nicht bei uns erworben – ließen wir uns darauf ein. Und er wurde fündig. Allerdings musste noch das eine oder andere (Luft in die Reifen, Satteleinstellung usw.) gerichtet werden. Dabei war der junge Mann gern bereit selber Hand anzulegen. Aber hier zeigte sich schnell, dass ihm die Fahrradtechnik (speziell: diverse Ventile) nicht vertraut war. Erkenntnis: Luft in den Reifen bekommt man nur, wenn das Ventil geöffnet ist. Da es sich vorne und hinten um verschiedene Ventile handelte, musste eine jeweils andere Mechanik erklärt werden. Das Verständnis des französischen Ventilaufbaus lässt sich nicht übertragen auf das deutsche Ventil. Eine ungeahnt komplizierte Sachlage. Dazu: Wenn wir die Bereifung von Fahrrädern einrichten, achten wir stets drauf, dass vorne und hinten die gleichen Ventile eingebaut sind. (Dieses war nicht von uns eingerichtet worden – aber in sehr gutem Zustand.) Schließlich verließ uns ein zufriedener junger Mann.

Fahrradteam

In der Zwischenzeit waren unsere jungen syrischen Helfer eingetroffen und fragten nach Arbeit. Kein Problem. Wir hatten einige Bikes zum Reparieren und andere zum Auswerten –
– martialischer Umgangsbegriff „Ausschlachten“ – bereit gestellt. Beide hatten allerdings noch einiges an ihren eigenen Fahrrädern zu verbessern. Kein Problem. Ärgerlicherweise ergab sich dann, dass plötzlich Teile an einem der Fahrräder auftauchten, die sich vorher an anderen befunden hatten. Hier musste eine dringende Belehrung erfolgen: Ohne zu fragen, wird nirgendwo etwas abgebaut! Manchmal braucht es eben etwas Kontrolle und auch eine erzieherische Unterweisung.

Später kam dann noch der deutsche Bekannte einer Flüchtlingsfamilie und bat um Hilfe beim Ausbau und der Reparatur seiner Reifen. Auch das will gelernt sein. Bei einer Kettenschaltung das Rückrad herauszunehmen ist nicht immer ein selbstverständlich zu leistender Akt. Hier muss die Felgenbremse gelöst und der Reifen aus der Kassette gehoben werden. Da ist Geschick nötig. Der Kunde war ausgesprochen gelehrig und hat das meiste dankbar dann selber gemacht.
Fahrradteam

An diesem Samstag haben wir die Reste zweier ausgewerteter Räder zum Sperrmüll gestellt. Im Keller entsteht immer mehr Übersicht und Struktur.

Fahrradteam

Manfred Krause, 07.07.2018

6 Jahren ago